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 Das Wunder vom St. Sebastianus Pestkapellchen

Es wird auch noch von einem Wunder berichtet. Dem Schultheiß Zisgen von Mülhofen, einem Nachbarort von Engers, war beim Holzhacken ein Splitter ins Auge gefahren.

Er nahm sofort ärztliche Hilfe in Anspruch, aber das Übel wollte nicht weichen.Im Gegenteil, es nahm bedrohlichen Charakter an. Auch ein Wechsel des Arztes brachte keine Linderung.

An der Kunst der Menschen verzweifelt, versuchte der Schultheiß Hilfe im Gebet zu erlangen. Seine Zuflucht war eine neuntägige Novene. An neun Tagen opferte er jeden Tag hier in der Kapelle 50 Vater – unser und 50 Gegrüßet – seiest – du – Maria.Aber auch dies brachte keine Besserung.

Am letzten Tag verharrte er in Trauer und Schmerz versunken noch eine Weile vor dem Altar, als ein alter Mann, gebückt unter der Last einer schweren Kitz, die Kapelle betrat.„ Was macht ihr den da ?“ fragte der Fremde. Und der Schultheiß erzählte ihm von seinem Leid und von der umsonst dargebrachten Novene. „ Die könnt ihr noch zehnmal wiederholen, die wird nicht helfen“ spöttelte der Alte mit dem Kitz, „ das wird aber unzweifelhaft tun, was ich euch jetzt vorschreiben will. Wenn ihr das nächste mal buttert, dann merkt auf die einzelnen Tropfen Butter, die sich am Anfang der Arbeit am Stößer ansetzt. Mann nennt sie bei uns Schlimmbutte. Die nehmet und schmieret euch damit drei Tage hintereinander das kranke Auge und heraus muß der Splitter.“

Der Schultheiß bedankte sich bei dem Alten, wendete nur kurz den Blick ab  und befindet sich allein hier in der Kapelle. Verschwunden war der Alte mit der Kitz. Auch vor der Kapelle schaute sich der Schultheiß nach  allen Seiten um und sieht ihn nicht mehr. Gedankenschwer geht er nach Hause, aber die Schlimmbutter vergißt er nicht. Und als drei Tage vorbei sind,  fällt ihm der Splitter aus dem Auge in die Hand. Geheilt ist der Unheilbare. Wer aber der Wunderheiler war, woher er gekommen und wohin er gegangen ist, das hat man nie erfahren.

Die Frau des Schultheiß aber, glaubte zeitlebens, daß es der Heiland war, der in der Gestalt des alten Mannes mit seinem Kitz dem Schultheis geholfen hatte.

 

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